top of page

🇩🇪 1.600km - Plan International Challenge | Deutschlandtour – für Chancengleichheit.

Aktualisiert: 21. Sept. 2021


Plan International Challenge – für mehr Chancengleichheit. Im Radsport und weltweit. "Kilometer fressen" im Rahmen der Deutschlandtour, das zieht eine immense Resonanz nach sich: MItteldeutsche Zeitung, sportfrauen.net, Rhein- Zeitung, JedermannTermine.de, rbb- Fernsehen... 2 Teams für 2 Etappen und eine verrückte Idee von Selina.



Der Plan, den man nicht ändern kann, ist schlecht, sagte einst der römische Geschichtsschreiber Sallust. Geplant waren 2 Teams für 2 Etappen. Planänderung: Es ergab sich noch ein weiteres highlight. Wheel Divas fahren weiter. Diese verrückte Idee brüteten FlessnerSchmitz | Cycling PR, Selina Knaul, das Wheel Divas Management und Martin Neitzke | Noitzko Ultracycling aus.


Alle Etappen werden im Sinne der Plan International Challenge absolviert. Ingesamt fahren wir über 1.600km, davon allein Selina 720 km. Das ist die Herausforderung.


Wie angekündigt, setzten Diven mit ihrer Aktion ein starkes Zeichen für Gleichberechtigung und damit auch im Radsport. Vielen Dank auch an den Darmstädter Extremradfahrer und Ultracyclist Martin. Am Ende stehen ein gutes Spendenergebnis, beeindruckende Erlebnisse und ein Rekord. Selina Knaul ist Sonntag Abend die einzige und ungekrönte Frau, die binnen vier Tagen die selbe Kilomterleistung wie die männlichen Etappensieger brachte. Nur eben unbeachtet, leise und still.



1. Etappe Hansestadt Stralsund nach Schwerin


Für die Etappe wurden Selina und Rieke nominiert. Selina nahm Urlaub und reiste aus Leipzig bereits am Mittwoch an. Es folgten Vorbereitungen wie zu einem Rennen. Chefin Sina koordinierte, telefonierte, plante. Nochmalige Kontrolle: Steht der Ablaufplan? Unterkünfte gebucht? Fahrzeug einsatzbereit? Verpflegung, technische Kontrolle, eigenes Gepäck, Marketingausrüstung .....? MIttwoch 17:00 Uhr Abfahrt nach Greifswald, Schlafgelegenheit belegen. Ausladen, Essen machen und essen, erneute Planung für Donnerstag, Uhrenvergleich, Bettruhe.

Heute, Donnerstag 04:45 Uhr klingelt der Wecker. 05:00 Uhr Frühstück machen, 05.15 Uhr Frühstück essen. Verpflegung für den Tag sichern. Unterkunft räumen. Abfahrt 06.00 Uhr nach Stralsund.


Ruhe vor dem Sturm. Die Deutschland Tour ist auf jeder Laterne zu sehen. Der Hafen riecht nach Meer und Radsport. Es stürmt, tröpfelt. Rieke und Selina ist kalt. Es soll losgehen. Belehrungen. Hinweise. Überraschung: der Bürgermeister Stadt Stralsund Dr.-Ing. Alexander Badrow erscheint wie auch die Bundestagsabgeordnete Kerstin Kassner. Auch Claude Rach, Geschäftsführer der Gesellschaft zur Förderung des Radsports, deutscher Ableger A.S.O - Tour de France lässt sich blicken. Für Teammanager Hans- Günter Päske erscheint mit Stefan Flessner FlessnerSchmitz GmbH das erste bekannte Gesicht, für Chefin Sina Päske mit Jan Groenewald | plan international das zweite.


Keine Zeit: Radcheck, Diskussion Bekleidung, Fototermin mit allen, der Abfahrtstermin 07:15 Uhr ist einzuhalten. Die Sonne reckt sich. Die Möwen befliegen den Hafen. Anblicke.


Der Tros mit ca. 24 Fahrer zieht sich wie eine Perlenschnur durch die Innenstadt. Letzte Vorbereitungen versperren unserem Teamfahrzeug die Hinterherfahrt. Stralsund liegt hinter uns, vor uns einige Kilometer auf der Bundesstrasse B105. Es kehrt Ruhe ein in die Gedanken bei 30km/h. Es ist eine Charity- Tour, kein Radrennen. Rücksicht auf alles, das war das Gebot.



Kilometer für Kilometer durch traumhafte Landstriche Mecklenburgs, sehr gut ausgeschildert, gpx-geführt und häufig abseits großer Strassen. Rieke und Selina sind gut im Feld. Die Anweisung vom Sportlichen Leiter Clemens Ludwig, ganz ruhig, denn es liegen noch Herausforderungen vor euch, beherzigen sie. Sina und Hannes sichern als 2. Fahrzeug ab, verpflegen, ziehen und nehmen ans und ins Auto.


Selina stressen die Pausen. Ihr geht´seit gestern nicht gut. Leichte Erkältung. Sie friert. Rieke auch. Puls und Watt reichen nicht für Körperwärme. Den übrigen Herren geht´s besser. Sind sind guter Laune, die verordnete Zweierreihe bleibt ein vergeblicher Versuch. Wir sichern die wilde Horde weiter ab. Radsport und Leben - und da geht´s auf nicht immer nach Vorschrift.




Die Gruppe teilte sich dann und vereinigte sich später wieder. Das Ziel - gemeinsam schaffen wir das. Die Schippen Sand addieren sich mehr als 900 Höhenmeter. Jeder Höhenmeter wird ab Kilometer 150 für mehr und mehr Fahrer zu Herausforderung. Denn der Wind steht auf fast allen Passagen seit Stralsund gegen die wilde Horde.


Im Auto lernen wir Daniel Knyss | RC Staubwolke Quadrath 74 eV | Mobil Krankenkasse Cycling Team kennen. Cooler Typ- ein echter kölscher Junge. Kontakte sind im Radsport das A und O. Daniel steigt nach einige Kilometer wieder aus, erholt von seinen Schmerzen nach einem schweren Radunfall im Frühjahr. Wir haben einen Kontakt in Köln sicher.



Rieke und Selina fahren, fahren, fahren und sehr professionell in einem Feld, was wenig Regeln zu kennen scheint. Aber kommt es darauf an? Was ist das Ziel? Es sind insgesamt bis heute mehr als 20.000 EUR für das Projekt in Tansania zusammen gekommen. Darauf kommt es an. Wir wollen mit der Teilnahme bewusst auf unsere Forderung nach gleicher Teilhabe und Diversität im Berliner Sport und im Frauenradsport hinweisen. Das tun wir Kilometer um Kilometer. Die Frauen haben in einem Männer dominierten Feld ganze Arbeit geleistet, und das über 191km.


Die Tour beweist sehr gut, wenn man etwas will, dann findet man einen Weg. Wenn man etwas nicht wollte, immer einen Grund.


Die Zieleinfahrt in Schwerin, mit Zuschauer, einem Riesenbramborium für die Deutschland Tour machte Gänsehaut. Ginge das auch in Ergänzung der Lotto- Thünrigen Tour vom Vorreiter Vera Hohlfeldt? Es ginge natürlich, und jederman ( was für ein Wortspiel) weiss das. Offensichlichkeiten auszuprechen ist in unserem Land zumal im Radsport noch immer noch ein NoGo, und wie lange wollen wir warten?

Im Zielbereich folge das Essenfassen, trockene Kleidung.


Sina drängelt, der Zeitplan ist einzuhalten, Abfahrt mit Vollgas nach Sangerhausen. Geplante Treffen mit Freunden, Bekannten zur Zielankunft der Männer fallen aus.


Nach vier Stunden Fahrt, Ankunft 20:30 Uhr pellen sich eine erschöpfte Selina, Chefin, Sina und Manager Hannes aus dem Auto. Treffen mit Runa Janina, die mit dem Zug von Jena und Mainz nach Sangerhausen kamen, unsere Botschafter für die 2. Etappe. Unterkunft, Essen und Konfort boten Sina´s Schwiegereltern. Danke an dieser Stelle an Marlies und Andreas Grottke.


Radsport ist Logistik, sagte einst der erfolgreichste Trainer am Berliner Standort. Damals haben wir das nicht verstanden, heute schon.



2. Etappe Sangerhausen nach Ilmenau


Dank der Nähe zum Start konnten wir länger schlafen, der Wecker riss uns erst 05:20 Uhr aus dem Schlaf. Ablauf wie am ersten Tag. Minutiös geplant forderte Chefin die strikte Einhaltung ein. Kaltverpflegung für den Tag verpackt wie Ersatzteile,Taschen, Beutel. Genau hatten Runa, Janina und Selina zu überlegen, was kommt wohin, denn Zeit zum suchen hat keiner. Alles muss verdammt schnell gehen. Ein Lernprozess, ganz ohne Frage.


Die Räder rollen mit aufsitzenden noch müden Diven hinter dem Teamfahrzeug in Richtung Abfahrtspunkt in Sangerhausen. Der kalte Wind tut gut aufzuwachen. Und immer mit Blick an den regenverhangenen Himmel, hält sich das Wetter? Wir haben August, Thermometer zeigt keine 10°C.


Der Abfahrtspunkt der 2.Etappe war weniger spektakulär, etwas ausserhalb des SGH- Zentrums. Aufbauarbeiten zur Deutschland Tour ließen einen Start im Zentrum nicht zu. Also, dann kein DT- Feeling. Dafür gab´s top Stimmung bei allen Teams und Fahrern. Überhaupt waren es deutlich weniger Teams, die sich der schwersten Etappe annahmen. Runa und Janina sind als unser heutiges Wheel Divas Team Feuer und Flamme. Selina plagt sich weiter mit Erkältung, Heiserkeit. Zwiebelsaft, Lutschbonbon und Zähne zusammenbeißen, heisst es für sie.



Selina wird ab heute mit Martin Neitzke dem Ultracyclist fahren. Beide setzen noch einen drauf: Sie werden gleich alle vier Etappen der Plan International Challenge absolvieren. Das sind dann mehr als 720 Kilometern in vier Tagen – eine Herausforderung, der sich sonst nur die Profis der Deutschland Tour stellen. Während für Martin lange Distanzen auf dem Rennrad zum Alltag gehören, ist es für Selina Knaul etwas Neues. Am Ende wird Selina Knaul die einzige Frau sein, die die gleiche Distanz in den Beinen hat wie die Tour de France-Stars um Chris Froome oder Emanuel Buchmann.


Belehrung, Foto, Gespräche. 07:17 Uhr setzte sich der Tros für die 185km in Richtung Illmenau in Bewegung. Kurz nach dem Start kam am Cafe36 die 1. Herausforderung mit dem höchsten Punkt im Kyffhäuser, dem Kulpenberg. 36 Kurven mit 8% wurden vom Fahrerfeld fast geschlossen überwunden.


Immer wieder leichter Regen. Jacken werden aus dem Auto und in das Auto verbracht. Ein besonderer Komfort, alle anderen sind auf sich angewiesen. Die Truppe funktioniert, besser als Donnerstag.



Die Fahrbahnbelege wechseln wie die vielen Dörfer abseits großer Strassen. Später führt die Strecke über den Ettersberg nördlich an der Gedenkstätte Buchenwald vorbei. Wir rollen nach Weimar. Kultur, wohin das Auge reicht. Schwierige Streckenführung, denn für uns ist noch nichts gesperrt. Wir drängeln uns mit dem Freitagsverkehr und machen eine Verpflegungspause.


Man einigt sich, die Pausen abweichend des Vortages nicht auszudehnen, es ist ung