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🇩🇪 Bremen - Brocken - Bremen

Aktualisiert: 15. Okt. 2020

"Wenn wir bedenken, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt, sagte Mark Twain.

"Wenn wir bedenken, dass wir alle verrückt sind, ist unser Team erklärt", sagen wir zur Tour von Marie und Malte. Allein die Idee und das Vorhaben verdienen Respekt. Erfolgreiche Menschen wissen, jede Niederlage bringt sie dem Erfolg ein Stück näher. Und Marie ist nach der Tour schon besser als vorher.



Am Freitag klingelte mein Wecker nach nur 3 Stunden Schlaf bereits um 1:00, und das obwohl kein Rennen anstand oder grade genau deshalb. Um in der aktuellen eher rennfreien Zeit trotzdem nicht den Fokus und die Motivation zu verlieren, muss man sich nun mal Alternativen suchen. Das dachten sich auch zwei Bremer, die ganz spontan von Bremen zum Brocken und wieder zurück an nur einem Tag gefahren sind.


Da so eine Leistung oft nicht unkommentiert bleibt, gab es kurzerhand einige Sponsoren, die sich für dieses Self- supported Bikepacking interessierten und daraus ein großes Projekt machen wollten. Gesagt - getan! Seit nun ein paar Wochen kann jeder die Strecke nachfahren, sich mit anderen messen und einige Preise gewinnen. Als ich davon hörte, sagte ich zu meinem Freund Malte: „Die sind doch bekloppt!“. Was er nur bestätigte und damit schien die Sache auch für uns zur Kenntnis genommen und abgehakt.

Doch irgendwie musste ich immer wieder an das Event denken. Und auch ihm ging es wohl nicht anders. Kurzerhand bestellten wir uns beide eine Satteltasche um „mal zu schauen, ob die denn auch an unser Rad passen würde“. Und das taten sie. Nun galt es nur noch einen Termin rauszusuchen und los.



Diesen Freitag, den 17.07 war es dann soweit: Abfahrtzeit: 2:00 Weserwehr (Bremen). Die ersten zwei Fahrtstunden im Dunkeln wurden mit einem wunderschönen Sonnenaufgang belohnt, der die Stimmung auch gleich etwas aufheiterte. Denn bis dato waren wir uns beide noch nicht ganz so sicher, ob das, was wir hier vorhaben denn eine gute Idee sei. 510 km vom Weserwehr bis zum Brocken und zurück in weniger als 24 h und zusätzlich noch eine Bergwertung am Brocken galt zu bewältigen.


Die darauffolgenden 3 Stunden vergingen wie im Flug. Doch nach 5h Fahrtzeit mit bislang nur einer Pinkelpause wurde es langsam unbequem auf dem Rad und erste Wehwehchen setzten ein. Wir frühstückten bei einem Bäcker und versuchten, die Pausen so kurz wie möglich zu halten.

So langsam kamen wir dem Brocken näher und das merkte man auch an den Bodenwellen, die sich zunehmend in kleine Hügel verwandelten.

Auf meinem Tacho standen bereits 170km, ein solides Grundlagentraining dachte ich mir, doch heute nur 1/3 der Strecke. Ich versuchte mir nicht zu viele Gedanken zu machen, aber an was soll man denken, wenn man an nichts denken will?

Die Strecke von Kilometer 170 bis zum Brocken (km 240) kamen mir wie eine Ewigkeit vor und ich hätte mich am Liebsten schon an den Straßenrand gesetzt und gewartet, dass mich irgendwer mitnimmt. Die schnell tretenden Beine meines Freundes versetzen mich wie in Trance, sodass ich auch wenn ich so gerne anhalten wollte, einfach nicht konnte.


Am Brocken fuhr dann jeder sein eigenes Tempo, die Sonne die uns morgens so schön begrüßt hatte, hatte sich mittlerweile wieder verzogen und es wehte ein guter Wind. Den Brocken fuhr ich langsam hoch, nicht weil ich nicht schneller konnte, sondern vielmehr, weil ich wusste, dass noch 270km auf mich warten und ich mir meine Körner gut einteilen muss. Anders mein Freund der am (oder eher über) dem Anschlag den Brocken hochfuhr. Endlich oben angekommen, hieß es wieder „nicht viel Zeit verlieren“ also schnell runter.



Nass geschwitzt von der Tortur bergauf ging es nun in die kalte Abfahrt. Unten angekommen, war es dann schneller vorbei als gedacht und ich konnte meine Finger vor Kälte kaum noch spüren. Nach 260 km im Sattel spiegelte dies meine gesamte körperliche Verfassung wider, denn Beine, Arme und alle anderen Körperteile taten mir schon vor der Abfahrt weh. „Jetzt erstmal etwas Warmes trinken“ war das Einzige an das ich noch denken konnte. Meinem Freund ging es zwar anders, aber nicht unbedingt besser. Seine Bergattacke hatte ihn doch mehr mitgenommen als ihm lieb gewesen war. Seine 15 Müsliriegel, die er mittlerweile gegessen hatte, nicht mehr im Magen. Wir beschlossen, dass es wohl besser für uns sei, den Rückweg mit der Bahn zu bestreiten.

So spontan wie die Tour für uns gestartet hatte, so spontan beendeten wir sie auch. Nicht der nötige Ehrgeiz fehlte, wir hatten uns überschätzt und lernen dazu. Die nächste Tour wird anders und besser geplant.

Auch wenn unser erstes Bikepacking nun nicht ganz so lief wie wir uns das erhofft hatten, bin ich froh diese Erfahrung erlebt zu haben und freue mich nun wieder auf kurze, intensive Trainingseinheiten und die anstehenden Rennen.


"Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben", sagte der große Schriftsteller George Bernard Shaw. Das Team schließt sich der Meinung Shaw´s an. Wir brauchen ein paar verrückte Frauen, die den Frauenradsport nach vorn bringen.

 

Vielen Dank auch an unsere und die Unterstützer des Frauenradsports, die in diesen Zeiten weiter zu uns halten.

Beitrag wird redaktionell weiter bearbeitet.


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